Nach drei Jahren endet die Modellprojektphase von Housing First Berlin. Zwar wird die Projektpartnerschaft der Berliner Stadtmission und der Neue Chance gGmbH weitergeführt, über die Erweiterung des Projekts muss allerdings noch der Berliner Senat entscheiden.
„Housing First ends homelessness.
It´s that simple.“*
„Es war eine inspirierende und aufregende Zeit, in der wir wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse zur aktiven Bekämpfung von Obdachlosigkeit gesammelt haben“, sagt Projektleitung Corinna Müncho. „Nach drei Jahren können wir ganz eindeutig sagen, der Ansatz funktioniert. Er hat ermöglicht, was ehemaligen obdachlosen Menschen von vielen nicht zugetraut wurde.“ Der Erfolg des Projekts, nach dem obdachlose Menschen einen eigenen Mietvertrag erhalten und zeitlich unbegrenzte und individuelle Unterstützung erhalten, wird durch die Evaluation von Prof. Dr. Susanne Gerull wissenschaftlich gestützt.
Ein Neuanfang für 44 Menschen
42 Wohnungen konnten in der Modelllaufzeit an obdachlose Menschen mit eigenem Mietvertrag vermittelt werden, 44 Personen wurden insgesamt ins Projekt aufgenommen.
Betroffene mit schwerwiegenden Problemen, die teilweise jahrelange Obdachlosigkeit erlebt hatten, konnten ihrem Leben mit der Unterstützung durch Housing First Berlin eine positive Wendung geben. Sie haben sich eine Existenz in eigenen vier Wänden geschaffen und das trotz oft vorhandener psychischer Erkrankungen oder Suchtproblemen. Aktuell werden im Projekt 38 Personen betreut, darunter zehn Frauen. Auf der Warteliste stehen noch viele Menschen, die ihre Chance ebenfalls ergreifen möchten. Eine Weiterfinanzierung ist von der Politik zugesichert worden, eine Verdopplung des Projekts mit einem zweiten Standort ist beantragt. Ob es eine Finanzierungszusage für den Ausbau gibt, hängt jetzt von den Entscheidungen des neuen Berliner Senats ab.
Noch viel zu tun bis 2030 - Housing First Berlin ist bereit
Berlins politischer Wille ist es, die unfreiwillige Wohnungslosigkeit bis 2030 zu beenden und die Prinzipien von Housing First maßgeblich dafür zu nutzen. „Die Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales ist mit dem Modellprojekt vor drei Jahren einen ersten Schritt in die richtige Richtung gegangen, nun müssen weitere folgen“, so Corinna Müncho.
Neben dem Ausbau der Kapazitäten braucht es laut Sebastian Böwe, der bei Housing First Berlin für die Wohnraumakquise verantwortlich ist, vor allem weiterhin eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten. „Obdachlosigkeit ist kein Naturphänomen. Wenn Politik, Immobilienwirtschaft, Soziale Träger und Verwaltung an einem Strang ziehen, lässt sich Obdachlosigkeit dauerhaft und nachhaltig beseitigen.“
*Zitat von Sam Tsemberis, Begründer von Pathways to Houses, New York)